Lang
ist´s her seit dem letzten Bericht, und, so leid es mir tut, muss
ich gestehen, dass diese zeitlichen Abstände in Zukunft wohl etwas
häufiger vorkommen werden. Vor allem im Dezember wird wohl nicht mit
einem neuen Bericht gerechnet werden können, da ich dort viel vor
habe, auf Reise bin und das Ende des Jahres auf Sansibar ausklingen
lassen werde. Am 5. Januar kommt dann für 2 Wochen mein Vater zu
Besuch – diese Zeit möchte ich natürlich auch maximal effizient
nutzen und werde daher auch dort keinen neuen Eintrag hochladen.
Dafür kann ich aber versprechen, dass Ende Januar ein absoluter
Megabericht folgen wird, mit allem, was ich bis dahin erlebt haben
werde – mit Sicherheit mit traumhaft begleitender Visualisierung.
Soweit
der Blick in die Zukunft, doch gilt es nun erst einmal wieder, den
Fokus in die Vergangenheit zu richten.
Wenn
ich den Monat November in einem Wort beschreiben müsste, so würde
ich mich denke ich für abwechslungsreich entscheiden. Dieses Wort
trifft nämlich auf viele Aspekte des Monats zu: Zunächst einmal war
es der erste Monat ohne Besuch aus Deutschland, wodurch man sich mal
ganz auf seine Projekte konzentrieren konnte. Dann war es der Monat
der vielfältigen Wetterumschwünge; war es nämlich anfangs noch
vergleichsweise frisch, so befinden wir uns gerade in absolutem
Hochsommer-Feeling. Auch einige sintflutartige Gewitter hat es
gegeben, bei denen man, hätte man kein sicheres Dach über dem Kopf
gehabt, schon Angst um sein Leben hätte haben können.
Abwechslungsreich auch in Bezug auf die Wochenendgestaltung: Am
ersten Wochenende waren wir auf Tedys Graduation und zwei Sand-Off
Partys, am zweiten Wochenende meiner Erinnerung nach in Moshi, am
dritten war ich zumindest von Samstag auf Sonntag bei dem
Artefakt-Freiwilligen Cedric zu Gast und letztes Wochenende hat uns
ein weiterer Mitfreiwilliger aus unserer Umgebung besucht, welchen
wir in Daressalam kennengelernt haben. Jedoch gibt es auch einen
gemeinsamen Nenner, welcher jeden Sonntag Vormittag verbindet,
nämlich die Teilnahme am Gottesdienst, welcher für mich, als neues
Chormitglied, allwöchentlich verbindlich immer abwechselnd einmal um
7 und einmal um 10 Uhr morgens stattfindet.
Auch
was die Projekte angeht, so war der November sicher nicht eintönig.
Die ersten zwei Wochen verliefen noch ganz normal, in der dritten
Woche jedoch mussten wir kurzerhand feststellen, dass unsere Klassen
Examen schreiben, womit für uns, bis auf eine Schule, der Unterricht
komplett ausfiel. Für die vierte Woche hatten und Lea und ich uns
dann überlegt, zum Abschluss des Jahres und zum Start in die Ferien
an allen unseren Grundschulen statt des normalen Unterrichts ein
Picknick zu veranstalten, worüber sich die Kinder auch sehr gefreut
haben und wodurch Lea und ich noch einige äußerst schöne Plätze
entdecken konnten, zu welchen uns die Schüler geführt haben und von
denen man eine teils traumhafte Sicht auf den Kilimandscharo genießen
konnte.
Auch
was etwas negativere Nachrichten angeht, war der November leider
nicht ganz unschuldig. Als Cedric und ich vor einigen Tagen in Moshi
waren, u.a. um auf den großen Memorial Markt und ins Internet zu
gehen und Briefe zu verschicken, habe ich mir auch eine äußerst
praktische Umhängetasche gekauft, durch welche ich meine Wertsachen
für geschützter hielt. Nachdem ich sie gekauft habe, habe ich dann
also mein Portmonee und zusätzlich auch noch die Wertsachen von
Cedric, sprich eine Kamera, ein Handy und 400.000 Schilling Bargeld
dort hinein getan – doch keine allzu schlaue Idee, wie sich bald
herausstellen sollte. Als ich nämlich zu Hause ankam, musste ich
leider feststellen, dass ich die Tasche verloren hatte; mir war zwar
ein Rätsel wo, weil ich sie eigentlich die ganze Zeit um hatte, aber
da war ich wohl nicht aufmerksam genug. Wie dem auch sei, so ist der
Verlust dieser Dinge auf jeden Fall ärgerlich gewesen, zumal es
nicht nur meine Sachen waren, jedoch hat sich die Tasche einige Tage
später, genau genommen nämlich heute, wieder angefunden. Es waren
zwar alle Sachen von finanziellem Wert entwendet worden, jedoch habe
ich immerhin alle meine Karten, die Tasche, mein Portmonee und mein
Deutsch-Kiswahili Wörterbuch wiedererlangt, worüber ich mich in
Anbetracht dessen, dass ich eigentlich mit gar nichts mehr rechnen
durfte, auch sehr gefreut habe.
Was
gibt es sonst noch zu sagen? Ahh, vielleicht, dass das
Kiswahili-Lernen sehr gut verläuft und ich mich mittlerweile schon
recht sicher small-Talk-mäßig unterhalten kann. Dass Lea und ich in
unseren Grundschulen ausschließlich Kiswahili sprechen trägt
sicherlich ebenso dazu bei, wie, dass bei uns zu Hause auch sehr viel
Kiswahili gesprochen wird; in erster Linie mit Tedy, welche kein
Englisch sprechen kann, aber auch Pracseda und Gilli versuchen immer
mehr, die Unterhaltung vom Englischen auf ihre Muttersprache zu
verlagern. Auch, dass ich in gewisser Weise individuellen
Einzelunterricht von einer Freundin aus dem Chor erhalte, welchen ich
mit anschließendem Deutschunterricht bezahle, trägt zu dem Früchte
tragenden Lernprozess durchaus bei.
Schnitt.
Ich bin todmüde, die letzten zwei Tage waren wahrlich von Gott
gesegnet, ich habe Bilder zu Gesicht bekommen, beim Picknick in
Kirimeni, welche ich eher dem Paradies denn dem Diesseits zugeordnet
hätte; eine Sicht auf den Kilimanjaro, bei welcher jeder andere
Wunsch im Moment in den Hintergrund rückt. Doch je größer und
schöner die wahrheitsgemäße Beschreibung dieser Prozedur auch
wird, umso größer muss dann leider auch die Entschuldigung werden,
dass ich, Gott möge mir verzeihen, meine Kamera nicht dabei hatte
und somit leider Bilder schuldig bleibe. Heute morgen wollte ich
diesen Fauxpas wettmachen, indem ich um 10 Uhr morgens an den selben
Ort gejoggt bin, diesmal mit Kamera, um die lieben Freunde in
Deutschland, welchen ein vergleichbarer Ausblick leider verwehrt
bleibt, an diesem Erlebnis teilhaben zu lassen. Doch leider war der
Ausblick heute nicht vergleichbar, da eine Wolkendecke die Sicht
traurigerweise größtenteils versperrte. Aber als kleiner Trost sei
angemerkt, dass ich nun weiß, wo ich hinmuss, wenn ich traumhafte
Bilder vom Kili haben möchte – und ich werde diese ebenfalls
präsentieren, jedoch erst frühestens im Februar 2015, das ist der
Kompromiss, der eingegangen werden muss. Aber gut, wir waren bei den
beiden letzten, von Gott gesegneten Tagen stehen geblieben. Nach dem
Picknick bei Kirimeni folgte ein Picknick bei Uuwo, welches nicht
minder erfolgreich war. Die Freude der Kinder war bahnbrechend und
sie haben uns ebenfalls einen wunderschönen Ort gezeigt, bei welchem
wir sogar noch mehrere Runder Räuber und Gendarm, oder auf Kiswahili
besser bekannt als Polisi na Mwizi ( In meinem nächsten Bericht
möchte ich i.Ü. auch einen eigenen Abschnitt für Kiswahili
etablieren), spielen konnten. Heute begann der Tag dann wie schon
gesagt mit einem Morgenlauf Richtung Kirimeni, und im Anschluss ging
es ans Wäsche waschen, Mandasi backen fürs nachmittagliche,
abermalige Picknick, später noch zur Kirche für Chor und
Kiswahili-Unterricht und jetzt bin ich gerade zu Gast bei Cedric, wo
ich heute übernachten werde und von wo aus ich, wenn alles gut
verläuft, diesen Bericht verschicken werde. Der Grund, warum diese
Tage so unbeschreiblich schön waren, lag natürlich zum Einen an den
tollen, eben aufgezählten Aktivitäten, aber vor allem auch an dem
unbeschreiblich schönen Wetter, welches keine Wünsche übrig lässt.
Aber gut, ich begann diese Passage mit einer einleitenden
Entschuldigung dafür, dass sich dieser Bericht nun dem Ende zuneigt,
denn ich bin ja schließlich todmüde. Dies liegt auch mit diesen
tollen beiden Tagen zusammen, welche wunderschön waren aber auch
unglaublich kräftezehrend. Denn neben einem saftigen Sonnenbrand,
unzähligen zurückgelegten Kilometern, dem Vor- und Nachbereiten der
Picknicke und sonstigen Tätigkeiten, war die Sonne ebenfalls ein
Faktor, durch welchen bedingt ich nun kaum noch dazu imstande bin,
einen standesgemäßen Schluss für diesen Bericht zu finden.
Deswegen
sage ich jetzt einfach kurz und schmerzlich frohe Weihnachten, guten
Rutsch und eine schöne Zeit bis zum nächsten Bericht. In diesem
Sinne, beste Grüße aus Tansania ins winterliche Deutschland :-)