Donnerstag, 27. November 2014

Gut Ding will Weile haben


Lang ist´s her seit dem letzten Bericht, und, so leid es mir tut, muss ich gestehen, dass diese zeitlichen Abstände in Zukunft wohl etwas häufiger vorkommen werden. Vor allem im Dezember wird wohl nicht mit einem neuen Bericht gerechnet werden können, da ich dort viel vor habe, auf Reise bin und das Ende des Jahres auf Sansibar ausklingen lassen werde. Am 5. Januar kommt dann für 2 Wochen mein Vater zu Besuch – diese Zeit möchte ich natürlich auch maximal effizient nutzen und werde daher auch dort keinen neuen Eintrag hochladen. Dafür kann ich aber versprechen, dass Ende Januar ein absoluter Megabericht folgen wird, mit allem, was ich bis dahin erlebt haben werde – mit Sicherheit mit traumhaft begleitender Visualisierung.
Soweit der Blick in die Zukunft, doch gilt es nun erst einmal wieder, den Fokus in die Vergangenheit zu richten.
Wenn ich den Monat November in einem Wort beschreiben müsste, so würde ich mich denke ich für abwechslungsreich entscheiden. Dieses Wort trifft nämlich auf viele Aspekte des Monats zu: Zunächst einmal war es der erste Monat ohne Besuch aus Deutschland, wodurch man sich mal ganz auf seine Projekte konzentrieren konnte. Dann war es der Monat der vielfältigen Wetterumschwünge; war es nämlich anfangs noch vergleichsweise frisch, so befinden wir uns gerade in absolutem Hochsommer-Feeling. Auch einige sintflutartige Gewitter hat es gegeben, bei denen man, hätte man kein sicheres Dach über dem Kopf gehabt, schon Angst um sein Leben hätte haben können. Abwechslungsreich auch in Bezug auf die Wochenendgestaltung: Am ersten Wochenende waren wir auf Tedys Graduation und zwei Sand-Off Partys, am zweiten Wochenende meiner Erinnerung nach in Moshi, am dritten war ich zumindest von Samstag auf Sonntag bei dem Artefakt-Freiwilligen Cedric zu Gast und letztes Wochenende hat uns ein weiterer Mitfreiwilliger aus unserer Umgebung besucht, welchen wir in Daressalam kennengelernt haben. Jedoch gibt es auch einen gemeinsamen Nenner, welcher jeden Sonntag Vormittag verbindet, nämlich die Teilnahme am Gottesdienst, welcher für mich, als neues Chormitglied, allwöchentlich verbindlich immer abwechselnd einmal um 7 und einmal um 10 Uhr morgens stattfindet.
Auch was die Projekte angeht, so war der November sicher nicht eintönig. Die ersten zwei Wochen verliefen noch ganz normal, in der dritten Woche jedoch mussten wir kurzerhand feststellen, dass unsere Klassen Examen schreiben, womit für uns, bis auf eine Schule, der Unterricht komplett ausfiel. Für die vierte Woche hatten und Lea und ich uns dann überlegt, zum Abschluss des Jahres und zum Start in die Ferien an allen unseren Grundschulen statt des normalen Unterrichts ein Picknick zu veranstalten, worüber sich die Kinder auch sehr gefreut haben und wodurch Lea und ich noch einige äußerst schöne Plätze entdecken konnten, zu welchen uns die Schüler geführt haben und von denen man eine teils traumhafte Sicht auf den Kilimandscharo genießen konnte.
Auch was etwas negativere Nachrichten angeht, war der November leider nicht ganz unschuldig. Als Cedric und ich vor einigen Tagen in Moshi waren, u.a. um auf den großen Memorial Markt und ins Internet zu gehen und Briefe zu verschicken, habe ich mir auch eine äußerst praktische Umhängetasche gekauft, durch welche ich meine Wertsachen für geschützter hielt. Nachdem ich sie gekauft habe, habe ich dann also mein Portmonee und zusätzlich auch noch die Wertsachen von Cedric, sprich eine Kamera, ein Handy und 400.000 Schilling Bargeld dort hinein getan – doch keine allzu schlaue Idee, wie sich bald herausstellen sollte. Als ich nämlich zu Hause ankam, musste ich leider feststellen, dass ich die Tasche verloren hatte; mir war zwar ein Rätsel wo, weil ich sie eigentlich die ganze Zeit um hatte, aber da war ich wohl nicht aufmerksam genug. Wie dem auch sei, so ist der Verlust dieser Dinge auf jeden Fall ärgerlich gewesen, zumal es nicht nur meine Sachen waren, jedoch hat sich die Tasche einige Tage später, genau genommen nämlich heute, wieder angefunden. Es waren zwar alle Sachen von finanziellem Wert entwendet worden, jedoch habe ich immerhin alle meine Karten, die Tasche, mein Portmonee und mein Deutsch-Kiswahili Wörterbuch wiedererlangt, worüber ich mich in Anbetracht dessen, dass ich eigentlich mit gar nichts mehr rechnen durfte, auch sehr gefreut habe.
Was gibt es sonst noch zu sagen? Ahh, vielleicht, dass das Kiswahili-Lernen sehr gut verläuft und ich mich mittlerweile schon recht sicher small-Talk-mäßig unterhalten kann. Dass Lea und ich in unseren Grundschulen ausschließlich Kiswahili sprechen trägt sicherlich ebenso dazu bei, wie, dass bei uns zu Hause auch sehr viel Kiswahili gesprochen wird; in erster Linie mit Tedy, welche kein Englisch sprechen kann, aber auch Pracseda und Gilli versuchen immer mehr, die Unterhaltung vom Englischen auf ihre Muttersprache zu verlagern. Auch, dass ich in gewisser Weise individuellen Einzelunterricht von einer Freundin aus dem Chor erhalte, welchen ich mit anschließendem Deutschunterricht bezahle, trägt zu dem Früchte tragenden Lernprozess durchaus bei.
Schnitt. Ich bin todmüde, die letzten zwei Tage waren wahrlich von Gott gesegnet, ich habe Bilder zu Gesicht bekommen, beim Picknick in Kirimeni, welche ich eher dem Paradies denn dem Diesseits zugeordnet hätte; eine Sicht auf den Kilimanjaro, bei welcher jeder andere Wunsch im Moment in den Hintergrund rückt. Doch je größer und schöner die wahrheitsgemäße Beschreibung dieser Prozedur auch wird, umso größer muss dann leider auch die Entschuldigung werden, dass ich, Gott möge mir verzeihen, meine Kamera nicht dabei hatte und somit leider Bilder schuldig bleibe. Heute morgen wollte ich diesen Fauxpas wettmachen, indem ich um 10 Uhr morgens an den selben Ort gejoggt bin, diesmal mit Kamera, um die lieben Freunde in Deutschland, welchen ein vergleichbarer Ausblick leider verwehrt bleibt, an diesem Erlebnis teilhaben zu lassen. Doch leider war der Ausblick heute nicht vergleichbar, da eine Wolkendecke die Sicht traurigerweise größtenteils versperrte. Aber als kleiner Trost sei angemerkt, dass ich nun weiß, wo ich hinmuss, wenn ich traumhafte Bilder vom Kili haben möchte – und ich werde diese ebenfalls präsentieren, jedoch erst frühestens im Februar 2015, das ist der Kompromiss, der eingegangen werden muss. Aber gut, wir waren bei den beiden letzten, von Gott gesegneten Tagen stehen geblieben. Nach dem Picknick bei Kirimeni folgte ein Picknick bei Uuwo, welches nicht minder erfolgreich war. Die Freude der Kinder war bahnbrechend und sie haben uns ebenfalls einen wunderschönen Ort gezeigt, bei welchem wir sogar noch mehrere Runder Räuber und Gendarm, oder auf Kiswahili besser bekannt als Polisi na Mwizi ( In meinem nächsten Bericht möchte ich i.Ü. auch einen eigenen Abschnitt für Kiswahili etablieren), spielen konnten. Heute begann der Tag dann wie schon gesagt mit einem Morgenlauf Richtung Kirimeni, und im Anschluss ging es ans Wäsche waschen, Mandasi backen fürs nachmittagliche, abermalige Picknick, später noch zur Kirche für Chor und Kiswahili-Unterricht und jetzt bin ich gerade zu Gast bei Cedric, wo ich heute übernachten werde und von wo aus ich, wenn alles gut verläuft, diesen Bericht verschicken werde. Der Grund, warum diese Tage so unbeschreiblich schön waren, lag natürlich zum Einen an den tollen, eben aufgezählten Aktivitäten, aber vor allem auch an dem unbeschreiblich schönen Wetter, welches keine Wünsche übrig lässt. Aber gut, ich begann diese Passage mit einer einleitenden Entschuldigung dafür, dass sich dieser Bericht nun dem Ende zuneigt, denn ich bin ja schließlich todmüde. Dies liegt auch mit diesen tollen beiden Tagen zusammen, welche wunderschön waren aber auch unglaublich kräftezehrend. Denn neben einem saftigen Sonnenbrand, unzähligen zurückgelegten Kilometern, dem Vor- und Nachbereiten der Picknicke und sonstigen Tätigkeiten, war die Sonne ebenfalls ein Faktor, durch welchen bedingt ich nun kaum noch dazu imstande bin, einen standesgemäßen Schluss für diesen Bericht zu finden.
Deswegen sage ich jetzt einfach kurz und schmerzlich frohe Weihnachten, guten Rutsch und eine schöne Zeit bis zum nächsten Bericht. In diesem Sinne, beste Grüße aus Tansania ins winterliche Deutschland :-)







































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