Fast
pünktlich zum zweiten Wochentag meiner Ankunft gibt es nun den
ersten Blogeintrag aus meiner neuen Wahlheimat Tansania. Wie man sich
sicher vorstellen kann, gibt es freilich auch schon so einiges zu
berichten. Aufgrund meines im Nachhinein fatalen Versäumnisses,
nicht von Tag 1 an Tagebuch zu führen, ist es möglich, dass ich
nicht mehr jedes Erlebnis dem exakt richtigen Tag zuordnen kann,
zumal die Grenzen zwischen Woche und Wochenende in Tansania gelinde
gesagt auch eher dünn sind. Dies ist aber denke ich zu verschmerzen
und wie wir alle wissen, gilt auch im fernen Afrika die Devise, aus
Fehler zu lernen, also pole pole, wie es sinngemäß in Tansania
heißt, ruhig bleiben und Tee trinken (was wir hier im Übrigen alle
in Übermaßen tun, sowohl das ruhig bleiben, da die Dinge hier
grundsätzlich entspannt angegangen werden, als auch das Tee trinken
:) ).
Zunächst
ist zu sagen, dass der Flug sehr gut verlief und nach einem kurzen
Zwischenstopp in Istanbul kamen wir dann um 1 Uhr Nachts am
Kilimandscharo Airport an, wo ich das erste Mal afrikanischen Boden
betreten durfte. Nachdem wir dann um 4:00 Uhr an unserem neuen zu
Hause angekommen sind und ich dann auch eine Stunde später endlich
schlafen konnte, mussten zumindest Lea und ich dann allerdings schon
wieder um 7 Uhr aufstehen, um von der Freiwilligen des letzten Jahres
noch an unseren Schulen vorgestellt werden zu können, da am Freitag
Kochen auf dem Programm stand und nächste Woche dann Ferien waren.
Es war also gleich ein temporeicher Start, doch der erhebliche Mangel
an Schlaf (es ist zu berücksichtigen, dass ich auch am Tag von
Dienstag auf Mittwoch nur 2 Stunden schlafen konnte) geriet schnell
in Vergessenheit, als wir die Wege zu unseren Schulen bestritten, die
durchaus das Prädikat traumhaft verdienen.
Die
Vorstellungen liefen auch gut, wenngleich sie von einem kleinen Hauch
von Melancholie begleitet wurden, da unsere Vorstellung gleichzeitig
auch die Verabschiedung von der ehemaligen Freiwilligen Debbie war.
Am
Abend ging es dann aus nachvollziehbaren Gründen recht früh ins
Bett, wobei man sagen muss, dass man in Tansania sowieso eher früh
ins Bett geht und früh aufsteht, da es um 7 Uhr Abends grundsätzlich
schon stockdunkel ist. Am Freitag, dem vorerst letzten Schultag,
haben wir dann alle zusammen an der Makarere Primary School für etwa
400 Schüler gekocht. Dies ist durchaus ein full-time-Job, wenn man
bedenkt, dass wir auch zunächst auf dem örtlichen Markt sämtliche
Zutaten einkaufen müssen. Dieses Kochprojekt wird i.Ü. von Lea und
mir zukünftig als fester Teil unseres Projektes jeden Dienstag und
Freitag fortgeführt werden.
Am
Samstag ging es für uns dann erstmals nach Moshi, welche mit etwa
200.000 Einwohnern die größte Stadt unserer Umgebung ist. Schon die
Fahrt dorthin war für Ottonormaldeutsche eine ziemliche
Herausforderung, wenn man bedenkt, dass wir in einem Bus, der für
etwa 15 Leute gebaut wurde, mit gefühlten 30 Leuten und 15 Hühnern
zusammen die 90-minütige Fahrt bewältigen mussten. In Moshi haben
wir dann u.a. Geld abgehoben, in einem Restaurant gespeist und einen
Stoffladen besucht, wo ich mir für 10.000 Schilling (umgerechnet
etwa 5€) ein äußerst nützliches Multifunktionstuch gekauft habe,
was ich seither täglich als Decke, Mantel, Kopfkissen o.ä. benutze
und daraufhin immer für einen Masai gehalten werde.
Am
Sonntag sind wir dann pünktlich um 7 Uhr morgens (!) in der Kirche
beim Gottesdienst gewesen und haben uns der Gemeinde vorgestellt (Auf
Kiswahili versteht sich).
Von
Montag an begann dann für uns 6 Freiwillige von Jugend im Ausland
sowie einem weiteren Freiwilligen von Artefact der 3-wöchige
Kiswahili-Kurs, welcher an der Vunjo-Secondary-School stattfindet.
Diese ist etwa 6 Kilometer von unserem Wohnort entfernt, weswegen
alleine für den Weg hin und zurück jeweils 1 Stunde Zeit
eingerechnet werden muss, da wir diesen selbstverständlich zu Fuß
bewältigen. Dies ist allerdings aufgrund der schon erwähnt makellos
angenehmen Natur, dem zumeist guten Wetter, sowie anderweitigen
vielfältigen Erlebnissen, welche jeder Fußmarsch mit sich bringt,
wie z.B. auf dem Weg liegende Kühe, an einem vorbeisausende
Ziegenherden, äußerst freundlichen und teils sehr interessanten
Menschen sowie der gelegentlich möglichen Ausschau auf den
Kilimandscharo niemals langweilig. Der Fakt, dass es auf dem Hinweg
nonstop bergab und auf dem Rückweg nonstop bergauf geht ist dabei
nur eine weitere positive Kuriosität, die ganz nebenbei auch den
Trainingseffekt erheblich steigert.
Der
Unterricht an sich läuft auch gut; unser Lehrer, der gute Mr.
Machange, ein pensionierter Lehrer, ist ein äußerst
liebenswürdiger, sympathischer und lustiger Mensch, mit dem es nie
langweilig wird.
Zu
der restlichen Woche gibt es bis auf alltägliche Erledigungen wie
Wäsche waschen, Tee trinken, Internet Cafe besuchen, Tee trinken,
auf den Markt gehen, Schach spielen, Bücher lesen und gelegentlich
auch mal einen Tee trinken nicht sonderlich viel zu erzählen; es hat
sich also schon eine gewisse Form des Alltags herausgebildet. Dieser
wurde dann allerdings am Freitag in seinen Grundfesten erschüttert,
da dort die kurzzeitig hier lebenden Praktikanten zu einer Safari
aufgebrochen, die zwei Freiwilligen des letzten Jahres, Lisa und
Debbie, zurück nach Deutschland geflogen sind und tief in der Nacht
dann das sehnlichst erwartete Domian-Gespräch stattgefunden hat,
welches ihr hier noch einmal ab 12:05 nachhören könnt: https://www.youtube.com/watch?v=pBkZesi4rrk&list=UUwQ9UMe7d-eESN6Bomj0HoQ ; alles andere
als ein normaler Tag also. Auch der Samstag war wieder sehr voll
gepackt: Nachdem wir um 7 Uhr aufgestanden sind, hatten wir dann die
Ehre, an der Graduation von Marren, unserer Gastschwester,
teilzunehmen, welche bis 17 Uhr ging. Im Anschluss sind wir dann nach
Moshi gefahren, ich für meinen Teil u.a. aufgrund der positiv
anstrengenden Domian-Nacht schon bereit ins Bett zu gehen, bis uns
dann um 18 Uhr völlig überraschend eröffnet wurde, dass wir am
selbigen Abend noch auf einer Hochzeit von irgendwelchen Freunden der
Familie eingeladen waren. Ein ambivalentes Gefühl beschlich mich,
welches ich mit dem Ausspruch „Ok, it´s hard, but it´s nice“
zum Ausdruck bringen konnte. Die Hochzeit war dann auch ganz nett,
allerdings war ich dann um 0 Uhr, als es für uns dann in ein Hotel
nach Moshi ging, auch wirklich überreif für eine gesunde Portion
Schlaf, die ich dann gnädigerweise auch genießen konnte. Am Sonntag
waren wir dann tagsüber noch in Moshi und haben unsere andere
Gastschwester Nancy begrüßen dürfen, welche nach 3 Monaten zurück
aus Deutschland angereist ist.
Soweit,
so spannend. Da dieser Bericht nun doch schon recht lang geraten ist,
begnüge ich mich damit, im Anschluss noch einige Bilder zu
präsentieren und dafür im nächsten Bericht mehr auf die
alltäglichen Dinge wie essen, duschen, Haustiere, waschen, schlafen,
wohnen, leben etc. einzugehen und die chronologische Genauigkeit
nicht mehr ganz so konsequent einzuhalten, doch denke ich, dass dies
für den ersten Blogeintrag noch durchaus angebracht war, um erst
einmal einen nachvollziehbaren Einstieg in mein neues Leben zu
ermöglichen. Um eine gewisse Kontinuität aufzubauen, nehme ich mir
vor, den nächsten Blogeintrag in zwei bis drei Wochen einzustellen;
ein Turnus, welchen ich das ganze Jahr über aufrechterhalten möchte.
In diesem Sinne wünsche ich noch viel Spaß beim Bilder betrachten
und sonstigen Erlebnissen im fernen Deutschland.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen