Sonntag, 19. Oktober 2014

Daressalam


Da dieser Bericht nun nicht wie sonst üblich trotz seines beeindruckenden inhaltlichen Alters (folglich beschriebene Szenerien liegen nun auch schon wieder über 2 Wochen zurück) schon lange fertig geschrieben darauf wartet, veröffentlicht zu werden, sondern sehr nah am Veröffentlichungszeitpunkt (wenngleich ich jetzt noch nicht sagen kann, wann dieser ist) geschrieben wird, nämlich gerade, am Sonntag, den 19.10 um 11:05 tansanischer Zeit, muss ich mich tatsächlich ein wenig mühen, noch alle Ereignisse Revue passieren zu lassen und sie zeitlich und inhaltlich einzuordnen. Doch da, wie schon im Vorhinein angekündigt, der Trip nach Dar erstaunlich viel zu bieten hatte, was man so schnell nicht wieder vergisst, ist es ein Leichtes, die wichtigsten Dinge noch richtig zu- und einzuordnen.
Fangen wir aber lieber wieder chronologisch an: Es schrieb den 02.10.14 um 4:30 in der Früh, als Luca, Lisa, Lea, Kerrin und ich uns auf den Weg Richtung Busstation machten, wo wir auf das letzte verbliebene Reisemitglied Cedric stießen und um 6:30 Uhr dann unsere 10-stündige, abenteuerliche Busreise ihren Anfang nahm. Um mich nicht in Details zu verlieren, möchte ich jedoch gleich einen Sprung machen (wobei selbst die Busreise einen eigenen Bericht verdient hätte) und in Dar ankommen. Vorher möchte ich allerdings anfügen, dass in Daressalam höchste Vorsicht geboten ist und man gut beraten ist, genau zu wissen wo man hinmöchte und nach Möglichkeit auch so schnell wie möglich auf direktem Wege dorthin gelangen sollte. Unser Glück ist, dass unser Gastvater Gilli überall im Land sehr gut vernetzt ist und so auch in Daressalam einen Fahrer für uns organisieren konnte, welcher uns dann gleich in unser Hostel gefahren hat. Gerade erst hörten wir nämlich von den Sportstudenten, welche ja eine zeitlang bei uns wohnten, dass diese nach ihrem Abschied von uns in Daressalam von einem Taxifahrer ausgeraubt wurden, welchen sie nicht kannten. Bei uns lief aber alles wie geschmiert und als wir dann im Hostel zu Abend gegessen haben und vorm schlafen gehen eigentlich noch kurz ein Kartenspiel beginnen wollten, stießen zwei weitere Mzungus (Kiswahili für Weißer/Europäer) zu uns, welche sich recht schnell ebenfalls als deutsche Volontäre (Gunther und Nathan) outeten, welche ebenfalls aufgrund des Empfangs in der Botschaft nach Dar gereist sind. So verabredeten wir uns dann, am nächsten Tag zunächst eine eigenmächtig durchgeführte Stadtführung zu unternehmen und am Abend gemeinsam in die Botschaft zu fahren.
Ebendiesen Plan konnten wir dann auch erfolgreich in die Tat umsetzen und nach der auf dem Fuß durchgeführten Erkundung Daressalams inklusive eines Ausfluges ins National Museum und an einen Strandabschnitt hieß es dann am Abend, sich für den feierlichen Anlass schick zu machen (zumindest für die anderen, da ich es leider vergessen hatte, mir wenigstens ein Hemd und eine saubere Hose mitzunehmen, weswegen für mich leider nur ein dreckiges T-shirt und eineabgetragene Hose das Höchste der Gefühle waren). Mein etwas unsicheres Gefühl was meine Klamottenwahl betrifft, bestärkte sich dann auch gleich, als wir an der Botschaft angekommen waren und auf eine Schar herausgeputzter Deutsche trafen, welche mich auch vorsichtig darauf aufmerksam machten, dass an jenem Abend Kleiderordnung herrschen würde. Als dann allerdings das Tor aufging und ich ohne Probleme und ohne auch nur schief angeguckt zu werden passieren konnte, wandelten sich alle Gefühle in pure Überschwänglichkeit beim Anblick des Komforts und Luxus, welcher sich uns nun bot. Ein klassischer Fall von Parallelwelt wäre an dieser Stelle denke ich die passende Wortwahl; es gab Essen und Trinken en masse, eine professionelle Bedienung, elitäre Gäste und auch das Grundstück war durchaus luxuriös. High-Society Gesellschaft sozusagen gerade dann wo wir uns an den ärmlichen Standard in Tansania gewöhnt hatten.
Der Abend verlief auch durchaus erfolgreich: Nach der offiziellen Ansprache des Botschafters und des ebenfalls zu Gast gewesenen tansanischen Außenministers haben wir dann viele spannende Gespräche mit anderen Freiwilligen, nach Tansania ausgereisten Deutschen, Botschaftsmitarbeitern und dem Botschafter höchst persönlich geführt. Das Essen war auch mal eine sehr abwechslungsreiche Angelegenheit und führte von Pommes über Currywurst bis Döner, was wir sonst hier natürlich gar nicht erleben. Ein also durchaus rundum gelungener Abend, welcher dann um 0 Uhr sein Ende fand.
Am nächsten Tag haben wir dann erstmal einen Gang runter geschaltet und sind ganz entspannt mit einer Fähre nach Kigamboni rüber gefahren, wo wir den Tag dann am sogenannten Sunrise Beach verbracht haben. Völlig stressfreies Ausklingen lassen also nach einem sehr vollen und dennoch sehr erfolgreichen Ausflug – denkste... Auf unsere Rückreise von der Insel hat unsere neue Bekanntschaft Gunther dann nämlich einige Fotos von der Fähre gemacht – gar keine gute Idee. Nach einigen Sekunden kamen drei Sicherheitsleute auf uns zu, welche uns recht energisch klar machten, dass das Schießen von Fotos strengstens untersagt ist und jedes Einzelne mit einer Strafe von 50.000 Schilling belegt wird; bei 10 Fotos schon ein durchaus nennenswerter Betrag. Nachdem wir dann eine Weile diskutierten und die Sicherheitsleute uns schließlich fragten, wie viel wir denn höchstens zu zahlen bereit seien, wenn wir nicht den vollen Betrag akzeptieren wollen, dämmerte uns so langsam aber sicher, dass das Ganze hier nicht mit rechten Dingen zugeht, zumal wir nirgendwo ein Schild oder sonst ein Zeichen dafür sehen konnten, dass Fotos hier nicht erlaubt seien. So entschließen wir uns dazu, die deutsche Botschaft anzurufen, welche uns dann auch deutlich machte, dass die Sicherheitsleute ohne rechtliche Handhabe agieren und dies eine beliebte Masche der Touristenabzocke sei. Dies war allerdings nur ein geringer Trost, da die Sicherheitsleute trotz ihres illegalen Verlangens nach Geld trotzdem dazu in der Lage waren uns auf dem Schiff zu behalten. Da es dann nach einer Stunde auch schon langsam dunkel wurde und es äußerst unratsam ist, im Dunkeln durch Daressalam zu laufen, mussten wir uns schließlich leider der Forderung des Schiffspersonals beugen und zahlten ihnen schließlich 20.000 Schilling Schmiergeld und wurden dann auch Gott sei Dank freigelassen. Auf dem Rückweg konnten wir dann witzigerweise noch 3 Schwedinnen warnen, hier keine Fotos zu machen, als wir sie alle drei inflagranti mit ihren Kameras erwischt hatten. Im Endeffekt sind wir also mit einem blauen Auge davon gekommen und konnten sogar den schönen Ausblick von der Schiffskajüte genießen und durch die Entdeckung eines Logos mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nehmen, dass der Motor des Schiffes von den Schiffswerken Kiel stammt.
Im Endeffekt sind wir also unbeschadet wieder im Hostel angekommen und hatten dann noch eine kurze Nacht vor uns, da es am nächsten Morgen um 5:30 wieder zurück Richtung Uuwo ging. Die Fahrt verlief dann zunächst auch völlig entspannt und ruhig – bis zu dem Augenblick, wo wir glücklicherweise nochmal geradeso mit unserem Leben davon gekommen sind. Nach einem spektakulären Überholmanöver auf einem Berg und vor einer scharfen Kurve kam uns auf gerader Strecke ein Öltanker entgegen, mit welchem wir definitiv einen unschönen Zusammenprall gehabt hätten, wäre unser Busfahrer nicht in letzter Sekunde umgeschwenkt und gegen einen stehenden Laster gefahren, wodurch die Frontscheibe herausgefallen ist und der Bus nicht mehr zum Weiterfahren geeignet war. Nach der kurzen Verarbeitung dieses Schocks folgte eine 3-stündige Wartephase ehe uns dann ein Polzeitruck zu einer Busstation brachte und wir dann in einem völlig überfüllten Reisebus die Restreise antraten, welcher uns dann ohne jegliche Beeinträchtigung ganz planmäßig nach Hause zurück brachte.
Ein spannendes Wochenende mit vielen neuen Eindrücken, Erfahrungen und Bekanntschaften lag nun hinter uns.

PS: Es werden in nächster Zeit noch über 60 Bilder über den Ausflug folgen, welche allerdings mehr als eine Nacht brauchen, um hochgeladen zu werden und da das mit dem Internet generell noch nicht so gut läuft, kann ich noch nicht sagen, wann sie kommen, ich garantiere allerdings, dass sie kommen und dass es sich lohnt auf sie zu warten :)

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